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Richtig streicheln will gelernt sein

Wird sie genussvoll schnurren oder doch wieder kratzen, beißen und schlagen? Eine Katze zu streicheln mag sich einfach anhören. Doch die Reaktionen vieler Samtpfoten auf liebevoll gemeinte Streicheleinheiten können so vielfältig sein wie ihr Charakter. Sie an der falschen Stelle, zu fest oder gar zu schnell zu streicheln, kann manche Katze so aufregen, dass sie beißen oder kratzen kann. Katzenexpertin Birgit Rödder, Tierverhaltenstherapeutin, weiß, wie man richtig streichelt und die Signale der Katze genau deutet. Denn nicht immer ist Streicheln erwünscht.

Signale der Katze verstehen

Wichtig ist, dass die Katze selbst die Erlaubnis für Streicheleinheiten gibt. „Generell ist es sinnvoll, die Reaktionen der Katze schon auf Annäherung und Körperkontakt, aber auch während des Streichelns zu beachten: Weicht sie der Hand aus, signalisiert sie Desinteresse. Schnurrt sie beim Streicheln und beginnt mit dem Treteln, den für Katzen typischen, rhythmischen Tretbewegungen, ist Liebkosung ausdrücklich erwünscht“, erklärt die Expertin.

Ist die Katze gerade nicht in Stimmung für eine Runde Kuscheln, sollte das respektiert werden. Wenn man sich über ihre Wünsche hinwegsetzt, reagiert sie oft mit Kratzen oder sogar Beißen. „Nur wenige Katzen lassen sich immer streicheln, wenn der Mensch es möchte, viele wehren sich, wenn sie ihm nicht entkommen können“, erklärt Rödder.

„Katzogene Zonen“

Forscher haben festgestellt, dass Samtpfoten „katzogene Zonen“ haben, also Stellen, an denen Liebkosungen besonders gewünscht sind. „Streicheln und auch Kraulen von Stirn, Scheitel, Nacken und Hals, aber auch Kinn und Kehle – dort natürlich sehr sanft – stehen fast alle Katzen äußerst wohlwollend gegenüber“, weiß Rödder. „Viele lieben es auch, wenn man ihre Ohren vorsichtig massiert“, ergänzt die Katzenexpertin.

Genauso haben viele Katzen aber auch Tabuzonen, an denen sie nicht angefasst werden möchten. Dazu gehören die Beine, die Pfoten und insbesondere der Bauch. Verletzungen an diesen Zonen waren für die Vorfahren der Hauskatze früher oft lebensbedrohlich. Daher schützen die meisten domestizierten Stubentiger heute noch instinktiv diese Regionen. „Gerade der Bauch ist eine sehr sensible Zone, den Katzen nur vertrauenswürdigen Sozialpartnern präsentieren oder sich gar streicheln lassen und dies auch nicht immer“, erklärt Rödder.

Von Tier zu Tier verschieden ist auch die gewünschte Intensität und Geschwindigkeit beim Streicheln. Deshalb sollte man sich auf jede Katze einstellen, ausprobieren, wie schnell und fest sie gestreichelt werden möchte und auch individuelle Tabuzonen respektieren.

IVH, Bild: Adobe Stock, S.Kobold