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Gartengestaltung mit Gräsern

Sie rascheln. Sie flüstern. Sie wiegen sich im Wind und vermitteln ein Gefühl von Freiheit. Wer an Gräser in der freien Natur denkt, fühlt sich gleich etwas leichter. Das mag daran liegen, dass wir von Gräsern geprägten Landschaften vor allem in unserer Freizeit begegnen, aber sicherlich auch am Wesen der Gräser selbst. Ob an den Dünen der Ostsee oder auf blütendurchwobenen Bergwiesen, in der ungarischen Puszta oder den Prärien Nordamerikas: Gräser präsentieren sich selbstbewusst und unabhängig, und selbst die zähesten Strubbelköpfe unter ihnen wirken irgendwie sympathisch. „Gräser sind auch deshalb so en vogue, weil sie unglaublich vielseitig sind“, bringt es die Lübecker Pflanzenplanerin Ingrid Gock auf den Punkt.
Dabei kommt der Diplom-Ingenieurin für Landschafts- und Freiraumplanung ein weiterer Aspekt vieler Gräser sehr entgegen: „Sie ordnen den Raum, strukturieren die Pflanzung und bilden Ruhepole. Das ist umso wichtiger, je abwechslungsreicher und farbenfroher die Gestaltung ist. Sonst meldet das Gehirn schnell eine Reizüberflutung.“
Als Leitpflanzen, die sich im Beetverlauf mehrfach wiederholen, kommen vor allem horstbildende Gräser in Betracht, insbesondere auf kleinen Flächen. „Niedrigere kompakte Gräser wie Carex morrowii, die Japan-Segge, oder Festuca cinerea, der Blau-Schwingel, lassen sich sehr gut in teppichartige Mischpflanzungen einstreuen, sie eignen sich aber auch für geometrische Muster. Und natürlich für Pflanzgefäße, denn auf dem Balkon und der Terrasse gehören Gräser längst auch fest dazu.“

Von wegen Grasgrün!

Zum Siegeszug der Gräser trug auch ihre breite Farbpalette bei. Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervirens) und Weißrand-Japan-Segge (Carex morrowii ‚Variegata‘), Purpur-Rutenhirse (Panicum virgatum ‚Shenandoah‘), Fuchsrote Segge (Carex buchananii) und viele andere tragen ihre Besonderheiten schon im Namen. „Noch dazu warten vor allem viele spätblühende Gräser mit einer schönen Herbstfärbung auf und ihre Blütenstände sind ein attraktiver Winteraspekt“, betont Ingrid Gock.
Keine Blütenschönheit, zu der sich nicht auch ein passendes Gras als Begleiter fände. Außerdem müssen es auch gar nicht immer Blüten sein, von denen das Gartenglück abhängt. „Pflanzungen in schattigeren Lagen sind durch die Vielfalt an Blattstrukturen und -oberflächen mindestens ebenso spannend.
Viele Gräser brauchen zwei, drei Jahre Anlaufzeit, bis sie in voller Pracht erstrahlen. Ingrid Gock rät, beim Einkauf zu den klassischen Gärtnergrößen im viereckigen 9er- oder 11er-Topf zu greifen. „Etwas Geduld lohnt sich, die Gräser sind einfach deutlich langlebiger, wenn sie sich direkt im Gartenboden entwickeln dürfen.“
Foto:  GMH/Bettina Banse